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Ein Erlebnisbericht von Heinz Koch

Bömmel (Hans Georg Werner) hatte schon am 15. Oktober 2021 vor einer Wellenwetterlage über der Mönchsheide „gewarnt“ und einen skysight-screenshot in unserer whatsapp-Gruppe gepostet.

Ich habe dann meine Pläne, an die Porta Westfalica zu fahren und dort am Hang zu fliegen, aufgegeben. Am Vorabend haben wir uns nochmal abgesprochen, Martin Wagner hatte zugesagt mit der TW zu schleppen.

Am Mittwoch, den 20.10.2021, trafen wir uns morgens auf der Mönchsheide, haben die LV (Heri Arenz & Pax), den Duo (Gerd Döpner & Bömmel) und meine DG 100 an den Ost-Start gestellt. Über die Startrichtung haben wir lange diskutiert, aber auf der Bahn war klar eher Ostwind-Tendenz, also haben wir auf der 10 aufgebaut. Der Höhenwind kam aus etwa 210°, der Bodenwind dann voll quer (ca 190°), so dass unser Platz wieder im Lee vom Oberbreisiger Tal lag, dadurch kaum Wind auf der Bahn, aber in Böen SO. Das ist schon bei mäßigem Wind an Thermik-Tagen unsere turbulenteste Windrichtung.

Bei Wind in Sturmstärke ist dann ein Höllenritt zu erwarten.

Ich war dann mit meiner 47 gegen 12:00 Uhr der Erste im Schlepp und kann dazu sagen, dass ich voll gefordert war, und sämtliche meiner Ruder auch, bis in die Anschläge.

Martin zog mich dann gegen den Wind nach Süden, auf ca. 900 m NN lag eine Wolkendecke mit zerzausten Strato-Cumuli (etwa 5/8 im Westen und 8/8 im Osten). Wir haben dann über die ersten Wolken geschleppt, da wurde es ruhiger. Auf der Vorderkante dieser Wolkenbank kam ich dann in laminares Steigen. Ein sehr großflächiges Steiggebiet mit doch eher schwachem Steigen, selten über 1m/sec.

Martin hat danach den Duo hochgezogen, das muss ein noch spannenderer Start gewesen sein, denn auf einen dritten Start haben er und das ASK21-Team deshalb verzichtet.

Ich habe versucht, den Steigkern der Welle zu finden, aber das war nicht so einfach. Die Bedingungen wechselten doch recht schnell und nach Bodenmerkmalen konnte man nicht ortsfest fliegen, da die Wolkendecke unter uns zunahm. Aber Richtung Norden war es immer frei und bei Bad Neuenahr stand immer das „Wolkenloch vom Dienst“. Ortsfest…

Eine große Hilfe war dann mein Handy, mit XCsoar (SegelflugNavigations-App, Freeware) drauf. Das erlaubte mir, meine Position in Bezug auf das Steigfeld immer wieder zu finden.

Ich sage mal: „Malen nach Zahlen“!

Der Wind nahm in der Höhe immer mehr zu, so ab 2000 m NN musste ich dann nachdrücken um ortsfest zu bleiben, so sehr hat es mich versetzt.

Ich habe mal nachgerechnet:

Angezeigte 100 km/h Trimmgeschwindigkeit (und damit ortsfest) sind in 3000 m NN 118 km/h (6% Höhenfehler pro 1000 m).

In 2900 m NN angekommen begann es zu regnen, ich flog unter einer großen hohen Wolkenschicht und die untere Schicht lockerte immer mehr zu. Diese hohe Wolkenschicht hätte mich am Weitersteigen gehindert und für eine Freigabe von Köln/Bonn braucht man normalerweise einen Transponder, den habe ich nicht in meiner 47. Luftraum C, also kontrollierter Luftraum fängt in FL100 an, also ca. 3000 m NN. Ich habe dann die Bremsklappen gezogen und bin auf 2000 m abgestiegen. Der Regen wurde  weniger, aber die untere Wolkenschicht wurde dichter.

Der Wind hat laut GPS noch zugenommen, aber ich habe kein echtes Steigen mehr gefunden, der CP ging es ähnlich. Von SW her zog sich die untere Wolkendecke noch weiter zu, mit einer Lücke über der Mönchsheide. Wir haben uns über Funk abgesprochen zu landen, da jetzt auch der Norden komplett dicht war und die Wolkendecke immer weiter absank.

Ich bin auf der Querbahn gelandet (es war verhältnismäßig ruhig), die CP wenige Minuten später auf der 28, in heftigen Turbulenzen. Abgebaut haben wir dann im Regen.

Fazit:

Solche Wetterlagen sind mit Vorsicht zu genießen!

Die Mönchsheide liegt da eher ungünstig, weil bei diesen Wetterlagen der Bodenwind durch das Rheintal auf Süd abgelenkt wird und unser Platz dann voll im Lee der Vor-Berge und Täler (Brohltal, Oberbreisiger Tal) liegt. Heftigste Turbulenz direkt über der Mönchsheide führt zu einem Höllenritt im F-Schlepp und bei der Landung. Die Gefahr durch sehr schnell zumachende Wolkendecken ist immer gegeben.

Flugdatei im Netz:

Flightbook – Heinz Koch – OLC

https://www.weglide.org/flight/110073